Dienstag, 6. September 2016

Wochenbericht aus Sansibar: Abfallentsorgung in Kikwajuni

Nachdem wir durch unsere Befragungen in Kikwajuni bereits einiges über die Situation und die Bedürfnisse der Bevölkerung erfahren konnten, wollen wir uns in diesen Wochen mit Vertretern und Vertreterinnen aus unterschiedlichen Bereichen der Stadtentwicklung austauschen.

Das ASA- Team im Gespräch mit jungen Bewohnern von Kikwajuni.
Dabei geht es uns natürlich darum, ihnen von unserem Projekt und unseren Eindrücken zu berichten, aber auch mehr hinsichtlich bestimmter Themen zu erfahren. Ein zentraler Kritikpunkt innerhalb der Bürgerbefragungen war das Thema Abfall. Obwohl ein steigendes Umweltbewusstsein zu verzeichnen ist, das z. B. am Verbot von Plastiktüten auf der Insel deutlich wird, wurde uns an vielen Stellen erklärt, dass die Abfallentsorgungssituation nicht zufriedenstellend ist.

Das Müllproblem ergibt sich aus der rasant steigenden Bevölkerungszahl Zanzibars, den mangelnden (finanziellen) Kapazitäten der Stadtverwaltung sowie der großen Zahl an Touristen, die jedes Jahr nach Zanzibar kommen. Es sollte schließlich nicht vergessen werden, dass Zanzibar eine Insel ist mit begrenztem Platz. Dieses sehr weite Problemfeld wurde uns auch von Experten aus dem Fachbereich Abfallentsorgung der Stadtverwaltung sowie dem Umweltamt bestätigt.

Das alte Fort ist einer der meist besuchten Orte in
Zanzibar-Town und Austragungsort für kulturelle Events.
Aufgrund ihrer fehlenden Kapazitäten versucht die Stadtverwaltung zunehmend auf lokale Bevölkerungsgruppen zurückzugreifen, welche sich um die Abfallentsorgung und die Sauberkeit in ihren Stadtvierteln selber kümmern. Diese meist freiwillig agierenden Gruppierungen (auch CBOs genannt – community-based organizations) bieten gegen ein geringes Entgelt der Bewohner den Service an, den Abfall aus den Wohnungen abzuholen und zu den Sammelstellen zu bringen. In unserem Projektgebiet Kikwajuni besteht eine solche freiwillige Gruppe bereits, welche allerdings - anders als von der Stadtverwaltung gewünscht - dort nicht offiziell als solche registriert ist. Unsere konsultierten Experten setzen sich derzeit dafür ein, dass sich die Gruppen registrieren lassen, um dadurch bestimmte Finanzierungshilfen beantragen zu können, Trainings und Weiterbildungen zum Thema Abfallentsorgung zu erhalten bzw. um in einem gesicherten Verhältnis zu arbeiten.

Viele der Bewohner berichteten uns zudem von der Notwendigkeit, die Menschen im Abfallmanagement weiterzubilden. Bisher gibt es keine Mülltrennung auf Zanzibar. Die ganze Abfallentsorgungskette ist (noch) nicht darauf ausgelegt. Dennoch kann bereits jetzt daraufhin gearbeitet werden, dass die Menschen anfangen, den Müll zu trennen. Dadurch wäre das Bewusstsein für Abfalltrennung bei einer tatsächlichen Einführung einer getrennten Sammlung dann bereits verinnerlicht. Unsere beiden Kollegen Ali und Khamis haben vorgeschlagen, auch baulich dafür zu sorgen, dass die getrennte Abfallsammlung erleichtert wird: Nämlich - wie sie es in Drewitz kennen gelernt haben - über die Trennung in verschiedenen Tonnen, die in einem kleinen umzäunten (und bepflanzten) Areal aufgestellt werden.

Auch am Strand lässt es sich aushalten…
Ähnlich wie in der Gartenstadt Drewitz wurden auch in Zanzibar und Tansania generell Bürgerputzaktionen durchgeführt. In unserem Maßnahmenkatalog wollen wir deshalb auch eine solche Putzaktion als Einstieg vorschlagen. Davon versprechen wir uns, dass die Bewohner dazu motiviert werden, sich weiterhin selbst für die Müllentsorgung und Sauberkeit in ihrem Stadtteils einzusetzen.

 Es grüßen aus Zanzibar
Linda & Michael