Donnerstag, 11. August 2016

Wochenbericht aus Sansibar: Unsere erste Woche im Office

Kazi inaanza!: Die Arbeit geht los!

Ein häufiges Bild auf Zanzibar:
Blick auf den indischen Ozean mit
einem Dhow (zanzibarisches Segelboot)
Nach unserer intensiven Eingewöhnungsphase auf Zanzibar sowie dem Besuch der Potsdamer Delegation konnten wir nun gut vorbereitet mit unserem Projekt beginnen. Gerade in der Anfangszeit hilft uns unser Betreuer Mr. Mzee Khamis Juma in der Projektplanung und Kontaktaufnahme.

Nachdem wir bereits in Potsdam eine Art Maßnahmenkatalog für eine künftige Entwicklung des Stadtteils Kikwajuni aufgestellt haben, wird es in den nächsten beiden Wochen darum gehen, mit den Bewohnenden ins Gespräch zu kommen. Dabei wollen wir mehr darüber erfahren, wo ihre Bedürfnisse liegen, welche Probleme sie heutzutage mit dem Stadtteil haben und was sie von unseren bisherigen Maßnahmenvorschlägen halten.

Ein besonderes Anliegen von Mzee Khamis Juma ist es, die Bewohnenden danach zu fragen, wie das tägliche Leben in den 1960er Jahren im Stadtteil Kikwajuni Kwa Mjerumani aussah. Dabei können uns möglicherweise Menschen helfen, die seit dem Baubeginn im Jahr 1964 in dem Stadtteil leben und sich an die frühen Jahre erinnern. Aber auch Jüngeren könnten uns dabei aus den Erzählungen der älteren Generationen viele interessante Informationen bieten. Daraus wollen wir folgern, ob gegebenenfalls positive Aspekte aus den Anfangsjahren mit unseren neuen Ideen kombiniert werden könnten.

Konferenztisch Arbeit: Teambesprechung im Gebäude der Stadtverwaltung
Neben der Meinung der Bevölkerung brauchen wir aber auch das fachliche Wissen der Institutionen und Fachbereiche, die für ein Stadtentwicklungsprojekt von Nöten sind. So zum Beispiel die ZEMA (Zanzibar Environmental Monitoring Authority), eine Art Umweltbehörde, die Stone Town Denkmalpflege (Stone Town Conservation and Development Autority) oder Vertreterinnen aus der Stadtverwaltung. Hoffentlich werden wir - wie in Drewitz - die Möglichkeit bekommen, mit Experten aus diesen Bereichen zu sprechen und so ein differenziertes Bild von der Lage im Stadtteil zu erhalten.

Bei der Art und Weise, die Bedürfnisse der Bewohnenden zu erfragen, haben wir natürlich einiges aus der Zeit in Drewitz gelernt. Wie auch in den Prozessen rund um die Gartenstadt oftmals betont wurde, ist es uns wichtig, die Bewohnenden von Kikwajuni von Anfang an mit ins Boot zu holen. Auch die betrachteten, viel diskutierten und breit angelegten Partizipationsmethoden können uns sehr helfen. Anfangen werden wir mit einer Bürgerbefragung in der nächsten Woche: Um möglichst viele Bevölkerungsgruppen zu hören, werden wir mit einem Fragebogen bewaffnet in die einzelnen Haushalte gehen und Menschen unterschiedlicher Altersgruppen und Geschlechter befragen.

Khamis' Fußballteam, inklusive Trainerstab und Fans aus Deutschland
Natürlich erleben wir hier nicht nur in Bezug auf unser Projekt sehr viel Neues. Ein sehr angenehmer und spannender Zeitvertreib ist es, nach der Projektarbeit das eine oder andere Fußballspiel anzuschauen. Unser Projektmitglied Khamis ist nämlich neben seiner Arbeit in der Stadtverwaltung als Hobbyfußballtrainer aktiv, und es war für ihn und seine Spieler absolut kein Problem, uns sofort ins Team aufzunehmen. Beim frenetischen Mitfiebern und Anfeuern ist uns vor allem eine Sache aufgefallen: Fußball scheint hier nicht anders als zu Hause oder woanders auf der Welt zu funktionieren. Betrachtet man die Strukturen, Positionen und Rollen, hätten wir uns genauso gut auch bei einem Kreisliga-Spiel irgendwo in Deutschland befinden können. Und: Am Spielfeldrand lässt sich wunderbar Kiswahili lernen.

Grüße aus Zanzibar
Linda und Michael