Mittwoch, 1. Dezember 2004

Ein Kooperationsprojekt für die Zukunft

(Quelle: Stadtteilzeitung "Drewitz Stern" Dezember 2004, Seite 14/15, Autor: Nicole Kirschbaum/ Arbeitskreis Stadtspuren)

STERN/DREWITZ/KIRCHSTEIGFELD – Ein Kooperationsprojekt für Potsdams Zukunft

Die Stadtteile Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld scheinen wenig gemeinsam zu haben und dennoch bilden sie einen Raum, der unter dem Begriff Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld als ganzheitlicher Stadtteil, als neuer Potsdamer Süden entwickelt werden soll.

Das Stadtentwicklungskonzept Wohnen der Stadt Potsdam

Ihren Ursprung hat die Idee im integrierten Stadtentwicklungskonzept der Stadt Potsdam, das im Sommer 2002 als Beitrag zum Bundeswettbewerb Stadtumbau Ost vorgelegt wurde. Mit diesem Konzept wurde der Raum Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld als ein Bereich definiert, dessen Gestaltung künftig zu den Schwerpunkten der Stadtentwicklung und Stadterneuerung Potsdams gehören soll. Die Aufgabe ist anspruchsvoll: Ziel der Entwicklung ist ein starker Stadtteil für Potsdamer Familien und deren Kinder. Entsprechende Qualitäten
müssen deshalb Infrastruktur, Bildungsmöglichkeiten, Sport- und Freizeitangebote und Freiräume haben.

Der Raum Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld 

Aus der Siedlungsmelange am Stadtrand soll sich ein einheitliches Stadtgebiet entwickeln, dessen Stadtteile einander ergänzen. Der Raum besteht aus den großen Siedlungen Am Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld. Zwischen diesen Siedlungen finden sich dörfliche Lagen, öffentliches Grün und Landschaftsbereiche sowie ein brach gefallenes gewerblich genutztes Gebiet, das erst zum Teil wieder erschlossen und nachgenutzt wurde. Ein wichtiger Teil dieser Gebiete ist das Dorf Drewitz. Im Zentrum des Raumes liegt das Einkaufszentrum Stern-Center mit überörtlicher Bedeutung, das zugleich ein wichtiger Imageträger ist. Die Nuthestraße durchschneidet das Gebiet und trennt die Siedlung Am Stern von den anderen Siedlungsbereichen ab. Siedlungen und Schnellstraße überformen einen Teil der Potsdamer
Kulturlandschaft: Weder das Wohngebiet Stern noch Drewitz noch Kirchsteigfeld nehmen städtebaulich Bezug auf das historische Jagdschloss am Stern und die sich daraus ergebenden möglichen Sicht- und Wegebeziehungen. Durch Umbau, Ergänzung und Vernetzung sollen die verschiedenen inselartigen Siedlungen zu einem Ganzen zusammenwachsen.
Dieser Umbau wird die öffentliche Hand vergleichsweise wenig belasten. Die Mehrzahl der Projekte liegt in der Verantwortung der ansässigen Eigentümer, auch einige Mitgliedsunternehmen des Arbeitskreises Stadtspuren und privater Investoren. Die Stadt nimmt – bis auf wenige Ausnahmen – die Rolle des Moderators und Motivators ein.
Dieses Kooperationsprojekt von Stadt und Arbeitskreis Stadtspuren wurde auf den Weg gebracht durch eine Abfolge von Veranstaltungen, die sich Wohnungspolitische Ratschläge nennen. Am Beginn des Projekts Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld stand ein solcher wohnungspolitischer Ratschlag.

Von Anfang an ein Kooperationsprojekt 

Seit 1999 lädt der Arbeitskreis Stadtspuren den Oberbürgermeister der Stadt Potsdam zu wohnungspolitischen Ratschlägen ein. Auf diesen Zusammenkünften werden aktuelle soziale und wohnungswirtschaftliche Angelegenheiten und Themen der Stadtentwicklung gemeinschaftlich „auf kurzem Wege“ verhandelt und gelöst.
Am 15.11.2001 schlug der Arbeitskreis Stadtspuren dem damaligen Oberbürgermeister Matthias Platzeck die Teilnahme an dem Bundeswettbewerb zum „Stadtumbau Ost“ vor. Bis Sommer 2002 arbeitete man
gemeinsam in einer Arbeitsgruppe an einem Stadtentwicklungskonzept für die Stadt Potsdam. Dieses Entwicklungskonzept ist die bisher einzige planerische Grundlage, die die drei Gebiete im Zusammenhang sieht.
Am 21.05.03 wurde auf einem wohnungspolitischen Ratschlag das Projekt Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld dem Oberbürgermeister Jann Jakobs vorgestellt. Im gleichen Jahr schlug der Arbeitskreis Stadtspuren vor, das Projekt Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld in die Bewerbung der Stadt Potsdam um den Titel der Kulturhauptstadt 2010 einzubringen.
Im Jahr 2004 gewann das Projekt Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld an Fahrt. Am 18.05.2004 fand ein weiterer wohnungspolitischer Ratschlag zu Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld statt. Gemeinsam mit externen Experten, Mitarbeitern aus der Stadtverwaltung und der Fachhochschule Potsdam radelte der Oberbürgermeister mit den Mitgliedern des Arbeitskreises Stadtspuren durch die Stadtteile Stern, Drewitz und Kirchsteigfeld. Stationen der Route waren jene Orte, die die Gebiete im Positivem wie im Negativem charakterisieren und an denen das Entwicklungsprojekt ansetzen soll:

  • Das halbfertige Gewerbegebiet
  • Das Stern-Center
  • Die Konrad-Wolf-Allee/Ernst-Busch-Platz
  • Die Unterführung ins Wohngebiet Stern
  • Die Galileistraße
  • Der Johannes-Kepler-Platz
  • Der Schulstandort neben dem Johannes-Kepler-Platz

Im Ergebnis dieses Termins wurde von der Stadt beim Land ein Antrag auf Förderung eines Moderationsprozesses gestellt. Zwischen den verschiedenen Interessen der Bewohner, Akteure und Eigentümer im Gebiet soll vermittelt und gemeinsam Projekte für die Zukunft des Stadtteils entwickelt werden.
Auf dem ersten außerordentlichen Wohnungspolitischen Ratschlag am 13.09.04 zum Entwicklungsprojekt Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld in Anwesenheit des Ministerpräsidenten Matthias Platzeck und dem damaligen Staatssekretär im Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr (MSWV), Clemens Appel, wurden der Stadt Potsdam Mittel zur Förderung des Projekts zugesagt. Auch die Einbindung des Projekts in die Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2010 ist als Hintergrund weiterer Förderung zu sehen. Auf diesem Treffen wurde die Gründung eines Beirats beschlossen, der die Entwicklung von Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld zu einem einheitlichen Stadtteil, der u.a. Wohn-, Bildungs- und Freizeitangebote für Familien mit Kindern bietet, begleitet.
Die Aufgabe, Arbeitsstruktur und Besetzung des Beirats zu entwickeln, wurde dem Arbeitskreis Stadtspuren übergeben, der seine Vorschläge auf dem nächsten ordentlichen wohnungspolitischen Ratschlag am 21.09.04
dem Oberbürgermeister und der Baubeigeordneten Frau Dr. von Kuick-Frenz präsentierte. In Abstimmung mit der Stadt und ihres Beauftragten wurde auf dem zweiten außerordentlichen Wohnungspolitischen Ratschlag am 01.11.04 die konzeptionelle Besetzung des Beirats dem Ministerpräsidenten und dem neuen Staatssekretär Reinhold Dellmann im Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung, ehemals MSWV, vorgestellt. Auf diesem Treffen trug der Oberbürgermeister dem Ministerpräsidenten die Schirmherrschaft für das Entwicklungsprojekt an, die dieser gerne annahm.

Der Beirat für Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld 

Der Beirat besteht aus einem ständigen zweigliedrigem Gremium und von Fall zu Fall arbeitenden Expertengruppen. Das ständige Gremium besteht aus einer Strategiegruppe für grundsätzliche Fragen der Entwicklung des Gebiets und einer Steuerungsgruppe für die Koordinierung der praktischen Arbeit.
In der Strategiegruppe werden zwischen Stadtspitze, Investoren und Eigentümern Entwicklungsziele für Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld vereinbart und die Qualität der geplanten Projekte geprüft. Sie wird voraussichtlich zwei- bis viermal pro Jahr zusammenkommen.
Die Steuerungsgruppe ist das kontinuierlich, im Abstand von vier- bis acht Wochen, arbeitende Gremium. Es koordiniert die Aktivitäten vor Ort, stimmt die Einzelmaßnahmen ab, organisiert die Zusammenarbeit der Akteure und vermittelt zwischen den verschiedenen Interessen. Er setzt sich zusammen aus Vertretern der Kommunalpolitik, des Arbeitskreises Stadtspuren, aus Bürgervertretern (z.B. Bürgerinitiative Stern) sowie aus Mitarbeitern der Stadtverwaltung, deren Beauftragten Stadtkontor und der Fachhochschule Potsdam.
Die Expertengruppen werden von der Steuerungsgruppe bei konkreten Fragen zu Rate gezogen. Ihre Zusammensetzung hängt von der zu lösenden Aufgabe ab. Ist die Aufgabe erfüllt, löst sich die Expertengruppe auf.

Kooperations-Projekte in 2005

Als Reaktion auf die Zusage des Landes, die Entwicklung von Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld zu fördern, wurden in Abstimmung zwischen Stadt und Arbeitskreis Stadtspuren folgende Projekte für die Beantragung der Förderung ausgewählt. Aus Geldern des Stadtteilmanagements wird in 2005 ein externes Büro (nach Ausschreibung) mit der Moderation und Erarbeitung einer kleinteiligen Planungsgrundlage beauftragt. Aus dem gleichen Programm „Soziale Stadt“ werden im gleichen Jahr zusätzliche Kooperationsprojekte mit dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) und der Fachhochschule Potsdam gefördert.

Campus Am Stern

Die Stadt und der Arbeitskreis Stadtspuren werden in 2005 das in 2004 begonnene Projekt „Campus Am Stern“ weiterführen. Im Herbst wird ein Architekturwettbewerb ausgelobt für die Gestaltung des Mehrzwecksgebäudes und den umgebenden Freiflächen auf dem Schulgelände. Damit soll eine große öffentliche Wirkung erreicht und eine qualitätsvolle städtebauliche, architektonische und freiraumbezogene Planung gesichert werden.

Die Dezember-Ausgabe der Stadtteilzeitung "Stern Drewitz" 2004 ist hier als PDF zu finden.